Bei einem kürzlich erfolgten Besuch eines Zulieferers in der Luft- und Raumfahrtindustrie, berichtete uns der Inhaber von vier- bis sechswöchigen Verzögerungen und mehr, bei der Lieferung von Rostoffen, insbesondere bei Aluminium und Titan. Die Beschaffung und Verfügbarkeit von Rohstoffen und Vorprodukten würde immer mehr zu einer Herausforderung. Sie führe zur Verzögerung in den Produktionsabläufen, bis zur Verkürzung seiner Produktionsschichten. Im Endeffekt gehe das zu Lasten seines Geschäfts, da er Lieferzusagen an seine Kunden nicht mehr einhalten könne.
Da dieser Effekt die gesamte Lieferfähigkeit der nachgelagerten Zulieferkette beeinträchtigt, ist es nur schwer vorstellbar, dass die angekündigten „Re-Ramp-Ups“ der Produktionsraten einzelner OEMs nach der Covid-Krise, wie beispielsweise das von Airbus publizierte „Ramp-up“, zeitlich eingehalten werden können.
Dass es sich bei den Äußerungen des besuchten Mittelständlers nicht um einen Einzelfall handelt, zeigt eine im September 2021 durchgeführte Befragung im Rahmen des KfW Mittelstandspanels. Ca.. 80 Prozent des mittelständischen verarbeitenden Gewerbes muss sich demnach mit Lieferengpässen bei Rohstoffen und Vorprodukten auseinandersetzen. Schwierigkeiten gibt es nicht nur bei den viel kolportierten Mikroprozessoren und Steuerungselementen, sondern insbesondere auch bei Stahl, Aluminium, Kupfer und anderen Metallen, Kunststoffen, Holz und Verpackungsmaterialien.
Die in der KfW-Studie aufgeführten Gründe für die Lieferengpässe sind allgemein bekannt, wie z. B. die Zeitspannen, die zum Hochfahren der Produktionskapazitäten benötigt werden, oder Störungen im internationalen Frachtverkehr, etc.
Interessant sind die in der KfW-Studie genannten unterschiedlichen Auswirkungen der Lieferengpässe auf KMUs, wie z. B. der erhöhte Arbeitsaufwand bei der Beschaffung, Beeinträchtigung der Produktion und Lieferverzug gegenüber ihren Kunden. Auch eine Anpassung der Preise für die eigenen Produkte und Dienstleistungen, aufgrund der gestiegenen Preise für Rohstoffe und Vorprodukte, wird in der KfW-Studie erwähnt. Aber ob eine derartige Preisüberwälzung auf die nachgelagerte Lieferkette und letztendlich auf den OEM in der Luft- und Raumfahrtindustrie z. Z. überhaupt möglich ist, erscheint mir fraglich. Das sollte in einer separaten Studie zu Lieferengpässen und Möglichkeiten der Preisüberwälzung der Zulieferer in der Luft- und Raumfahrtindustrie untersucht werden.
Autor: Michael Hopf, Managing Director SCS-Supply Chain Support – A German Industry Expert Team
Supply disruption in mid-market supply chains as a threat to OEMs‘ rapid „re-ramp up“ of production rates following the Covid crisis.
During a recent visit to a supplier in the aerospace industry, the owner told us of delays of four to six weeks or more, in the supply of raw materials, especially aluminum and titanium. The procurement and availability of raw materials and primary or intermediate products was becoming more and more of a challenge. It leads to delays in production processes, to the point of shortening his production shifts. Ultimately, this would be to the disadvantage of his business, as he would no longer be able to meet delivery commitments to his customers.
Since this effect would impact the entire supply capability of the downstream supply chain, it is difficult to imagine that the announced „re-ramp-ups“ of production rates by individual OEMs following the Covid crisis, such as the „ramp-up“ published by Airbus, can be kept to in terms of time.
A survey conducted in September 2021 as part of the KfW SME Panel shows that the comments made by the SME visited are not an isolated case. Approx. 80 percent of the SME manufacturing sector has to deal with supply shortages of raw materials and primary products. There are difficulties not only with the much-circulated microprocessors and control elements, but also in particular with steel, aluminum, copper and other metals, plastics, wood and packaging materials.
The reasons for supply constraints listed in the KfW study are well known, such as the time it takes to ramp up production capacity, or disruptions in international freight traffic, etc.
The different effects of supply bottlenecks on SMEs mentioned in the KfW study are interesting, such as the increased workload in procurement, hampering production and delayed deliveries to their customers. The KfW study also mentions an adjustment of the prices for the company’s own products and services, due to the increased prices for raw materials and intermediate products. But whether such a price pass-through to the downstream supply chain and ultimately to the OEM in the aerospace industry is at all possible at present seems questionable to me. This should be investigated in a separate study on supply bottlenecks and the possibilities of passing on prices to suppliers in the aerospace industry.
Author: Michael Hopf, Managing Director SCS-Supply Chain Support – A German Industry Expert Team